Bericht: Ralf Niebrügge

Am 11. Oktober 1945 wurde die Turn- und Sportgemeinde Dissen als Nachfolger des Turnverein Dissen ins Leben gerufen. Somit war der TV Dissen der Vorläufer Verein von der heutigen TSG Dissen e.V. Entstanden ist dieser TV Dissen am 31. Dezember 1893. Dort trafen sich 25 Herren um sich für die Gründung eines Turnvereins zu erklären. Vorausgegangen war die Vorstellung einer Künstlergruppe von „Akrobaten“ und „Turnköniginnen“. Am Sonntag, den 14. Januar 1894 schließlich wurde die Erklärung in die Tat umgesetzt und der Dissener Turnverein (TV Dissen) gegründet. Vorsitzender wurde Kantor Bernhard Wallis, der dieses Ehrenamt bis 1929 ausübte und somit der erste Vorsitzende in diesem Verein war. Er bekleidete insgesamt 35 Jahre dieses Amt und hat den Verein in dieser damaligen Zeit sehr voran gebracht. Am 04. Januar 1924 wurde Kantor Bernhard Wallis in der Jahreshauptversammlung des TV Dissen zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Zu diesem Zeitpunkt stand er 30 Jahre als ehrenamtlicher Vorsitzender dem Verein vor. Aber wer war eigentlich Kantor Berhard Wallis und was konnte bzw. hat er bewegt?

Kantor Bernhard Wallis wurde am 10. 11. 1854 in Bohmte geboren. Bernhard Wallis war ein Sohn von Ernst August Wallis und Caroline Rögge aus Ostercappeln.

Er war seit dem 12.05.1883 verheiratet mit Johanne Schröder, geb. in Osnabrück. 4 Kinder gingen aus dieser Ehe hervor. Besonders musikalisch waren der Sohn Albrecht – Gymnasiallehrer mit Hauptfach Musik – und Tochter Alvine, die Klavierlehrerin wurde. Die sich später in Dissen auch engagierte. Dann gab es noch Rudolphine und Florenz.

Das goldene Ehejubiläum wurde am 12. Mai 1933 gefeiert. Aus einem Zeitungsbericht vom selben Tage konnte man folgendes nachlesen: „Kantor Wallis und Frau feiern heute in bester Gesundheit das Fest der goldenen Hochzeit. – Seit 1886 ist das Jubelpaar in Dissen ansässig und allen Einwohnern bekannt. Kantor Wallis entstammt einer alten Lehrerfamilie. Sein Geburtsort war Bohmte, wo er am Luthertage 1854 das Licht der Welt erblickte. Seine Ausbildung zum Lehrerberuf fand er als Präparand in Schledehausen und Voxtrup und von 1973 bis 1876 auf dem Seminar in Osnabrück, wo er noch Schürens Schüler war. Die erste Lehrstelle führte Kantor Wallis nach Sögeln bei Bramsche, von 1879 – 1886 wirkte er in Buer bei Melle. Dort gründete das Jubelpaar sein Eheglück. Am 1. Mai 1886 wurde der Jubilar als Kantor nach Dissen versetzt (Nachfolger von Kantor Köster). Im Jahre 1909 übernahm er auch den Organistendienst, den er noch heute jeden Sonntag ausübt. – Musik war des Jubilars Lebensfreude. Der Kriegergesangsverein, später Concordia, der Kirchenchor, in den letzten Jahren der Frauenchor, fanden in ihm treffliche Dirigenten. Besonders des Turnens nahm er sich an, mehr als 25 Jahr war er Vorsitzender des Turnvereins, im Verband und Gau war er ratend mit tätig. Im Kriegerverein war der Jubilar Ehrenvorstandsmitglied. Alle Vereine verdanken dem unermüdlichen Mitschaffer vieles. Noch heute haben der Posaunenchor und der Orchesterverein in ihm ein tatkräftiges Mitglied. So denken heute, an diese Jubeltage viele Dissener an, den lieben Kantor, besonders an seine herzensgute Lebensgefährtin, die mit seinem Verständnis ihren Gatten in der Vereinsarbeit schaffen und arbeiten ließ. Ihr goldenes Herz, haben viele Menschen kennen gelernt, manche Not hat sie ohne Aufsehen gestillt. Ein Jubelpaar, dessen Wahlspruch war: „Gemeinsam geht vor Eigennutz“. Möge der Lebensabend ihnen noch weiterhin Gesundheit und Sonnenschein bescheren, das ist der Wunsch auch des Heimatblattes. Am gestrigen Abend setzte der Strom der Gratulanten mit einem großen Fackelzug ein, den der gesamte Turnverein dem Jubelpaar, und heute Morgen, in aller Frühe, brachte der Dissener Posaunenchor seinem Dirigenten ein Ständchen“.

Bernhard Wallis mit Ehefrau Johanne am Tag der Silberhochzeit (12.05.1908)

Bernhard Wallis mit Ehefrau Johanne am Tag der Silberhochzeit (12.05.1908)

Im September 1937, also 4 Jahre nach seiner Silberhochzeit und im Alter von 83 Jahren verstarb Kantor Bernhard Wallis. Auf seiner Trauerfeier sang der Frauenchor. Die Trauerfeier fand in der Kirche statt, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. Er war der letzte Kantor, für den die Trauerfeier in der Kirche stattfand.

Kantor Bernhard Wallis war bislang der Vorsitzende mit der längsten Amtszeit. Insgesamt 35 Jahre leitete er mit seinen Geschicken den TV Dissen. In dieser Zeit war es nicht nur die Gründung, sondern auch die Aufnahme einer Damenriege, die zu dieser Zeit nicht gerade selbstverständlich gewesen war. 1923 kam dann noch eine Knaben- und ein Jahr später eine Mädchenriege hinzu. Aber auch den Wechsel von der Gaststätte in eine neu erbaute Turnhalle konnte Bernhard Wallis begleiten. 1928 ergänzte eine Handballmannschaft die Turner. Im Jahre 1931 erhält Kantor Bernhard Wallis die höchste Auszeichnung der Deutschen Turnermannschaft, den „Ehrenbrief“.

Zum Schluss kann man wirklich sagen, Kantor Bernhard Wallis war ein Vereinsmensch, bei vielen sehr beliebt und sehr engagiert. Heute würde man sogar sagen „Vereinsmeyer“ im positiven Sinne. Bei all seinen Stationen hat er sich engagiert und eingebracht. Kantor Bernhard Wallis, ein Mann, der vieles und nicht nur für den TV Dissen in und für Dissen bewegt hat. Beliebt und geschätzt.

Quellen:

Die Geschichte der St. Mauritius Kirche zu Dissen von I. Minniker und I. Doht

Chronik der Familie Floors – geschrieben von Georg Floors (1916-1918) Überarbeitet von Gerhard Detert

Vereinschronik MGV Rütli

Zeiten und Menschen In und um Dissen von Siegfried Alexander Scholz

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